Solastalgie
the power is yours
Durch die Erfindung der Landwirtschaft, das Sesshaft Werden und den Beginn der Zivilisation haben die Menschen enormen Einfluss auf die Erde genommen. Ressourcen werden übernutzt, Ökosysteme zerstört und die Wildnis nimmt immer weiter ab. Klimawandel und Biodiversitätsverlust sind nur zwei der planetaren Grenzen, die wir bereits überschritten haben. Aber nicht alle Menschen sind gleichermaßen für das Ausmaß verantwortlich. Unsere Wirtschaft erschafft immer mehr Ungerechtigkeiten durch ungleiche Verteilung von Ressourcen, Macht und Teilhabe.
Während die reichen Staaten auf das Wirtschaftswachstum schwören, erleben immer mehr Menschen Extremereignisse wie Überschwemmungen, Waldbrände, Luftverschmutzung und Wüstenbildung. Die Betroffenen spüren einen Verlust ihrer Heimat. Sie fühlen sich ohnmächtig und im Stich gelassen. Seit 2005 gibt es für dieses Gefühl einen Begriff: Solastalgie
Dabei ist die Lösung doch scheinbar so nah: Grünes Wachstum, wie es der Green Deal der EU propagiert. Die Unternehmen sind längst auf den Zug aufgesprungen: Bambuszahnbürsten, Rucksäcke aus Meeresplastik und recycelte Verpackungen – natürlich klimaneutral – versprechen uns ein nachhaltiges Leben und eine grüne Zukunft.
Und obwohl wir die Strategien längst durchschaut haben, beruhigt der Konsum vermeintlich nachhaltiger Produkte unser Gewissen: the power is ours
Das Kollektiv Progranauten begibt sich in einen künstlerischen Prozess zu dem Thema Heimatverlust, dem Gefühl Solastalgie sowie dem Phänomen Greenwashing. In drei Phasen werden sch die Progranauten intensiv mit gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Fragestellungen auseinandersetzen und verschiedene Übersetzungsversuche in ästhetische Formen wagen. Die erste Phase umfasst unterschiedliche Rechercheansätze zur Materialfindung. Das gewonnene Material wird die Grundlage bilden, mit der das Kollektiv in die zweite Phase startet: die Rechercheergebnisse werden mit Animationen und Objekttheater von Nadia Ihjeij, Musik von Sebastian Appelhoff und der Lichtkunst von Moritz Bütow kombiniert. Für diesen experimentellen Prozess steht den Progranauten der alte Wartesaal im Herner Bahnhof zur Verfügung. Hier werden erste Bilder, Installationen und Sounds erarbeitet, die dann im Rahmen einer performativen Ausstellung erprobt werden. Geplant ist, dass sich die Türen zu diesem ersten Showing am Wochenende vom 29.07 bis 31.07 öffnen.
Im Spätsommer startet die dritte Phase des Projekts: die einzelnen Elemente der Ausstellung werden inszeniert und Teil eines Audiowalks durch die Innenstädte Herne und Bochum. Leerstände, Werbekampagnen sowie der Wohlfühlfaktor in deutschen Einkaufsstraßen sind dabei wesentliche Mitspieler.
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